Berichte

Ein neues Weidentipi für unsere Waldkinder

Aufmerksamen Spaziergängern rund um das Stückle des Waldkindergartens ist es gewiss nicht entgangen: Es tat sich etwas in den letzten Wochen. Zunächst verschwand der alte Weidenpavillon, dann wurden Weiden angeliefert und schließlich entstand innerhalb weniger Tage ein neues Weidentipi. Dies kam so: Bernhard Schieber, ein ehemaliger Waldkindvater zu Gründungszeiten und zugleich Lehrer für Arbeitserzieher*innen und Fertigungstechnik an der Johannes-Landenberger-Schule, ging ebenfalls spazieren und ihm fiel der mittlerweile doch sehr in die Jahre gekommene Weidenpavillon auf. Da er diesen vor ca. 15 Jahren mit seinen Schüler*innen auch gebaut hatte, fragte er an, ob der Kindi an einem Neubau Interesse hätte. Dieses Angebot nahmen wir gerne an.

Zunächst entfernten also einige Eltern des Kindergartens bei einem Arbeitseinsatz die alten Weiden.

Ganz schön tief und breit so ein Loch – da passen vier unserer Füchse rein!

Nach getaner Vorarbeit rückten montags die Profis an: Mit Anleitung von Herrn Schieber und dessen Modell arbeiteten alle 13 Schüler*innen fleißig. Zunächst mussten große Löcher ausgehoben werden, was schon unter normalen Bedingungen Schwerstarbeit bedeutet, aber der Boden war matschig und die Erde schwer. Unsere Waldkinder waren sehr beeindruckt, denn sie besuchten regelmäßig die Baustelle. Wie viele Kinder passen in ein Loch und wie tief ist es? Das musste natürlich ausprobiert werden.

Leider kannte das Wetter keine Gnade und es schüttete aus Kübeln und ein Sturm kündigte sich an. Und trotzdem, innerhalb von nur drei Tagen stand das neue Tipi!

Der Meister Herr Schieber am Werk.

Nach der getanen Arbeit war es am ersten Tag nach den Osterferien nun soweit und es wurde ein dem Werk würdiges Richtfest gefeiert. Das Tipi wurde geschmückt und ein kleines waldiges Buffet mit Bärlauchbutterbroten und Apfelsaft-Gundermann-Bowle für die Helfer aufgebaut. Ein von den Kindern vorgetragenes Lied, welches den Bau des Tipis trotz aller Widrigkeiten beschrieb, brachte schnell die Gesichter aller Erbauer zum Schmunzeln. Für alle Helfer gab es ein Fläschchen Gundermannbowle mit einer passenden Geschichte daran, als Dankeschön.

Nun freuen wir uns auf viele schöne Stunden in unserem neuen Tipi, das hoffentlich bald anwächst und grünt. Und nutzen die Gelegenheit, um noch einmal ein Danke auszusprechen:

Gleich geht es los mit dem Einweihungslied der Kinder

Ein großes Dankeschön

– an Herrn Schieber und seine Schüler*innen, die bei widrigsten Bedingungen unser neues Tipi errichtet haben und sogar einen Tag früher als gedacht fertig wurden. Wir freuen uns sehr, wenn uns ehemalige Waldfamilien so verbunden bleiben.

– an Familie Joachim Müller vom Hofladen in Kottweil, die uns so schnell aushelfen konnte und die benötigten ca. 2000L Wasser zum Einschwämmen aufs Stückle brachte.

– an den Bauhof, wie so oft unser Retter in der Not, für die spontane Aushilfe mit Erde.

– an unseren Vorstand und unser Waldteam, die durch die Wetterbedingungen und daraus resultierenden Umstände sehr spontan reagieren und Hilfe organisieren mussten. Außerdem wurde der Bautrupp verköstigt und das Richtfest vorbereitet.

– an alle Helfer, die dies möglich gemacht haben. Wie immer spüren wir einen großen Zusammenhalt, besonders wenn es schwierig wird.

Jetzt wird gefeiert. Wir freuen uns auf viele schöne Stunden im neuen, wunderschönen Tipi.

Wussten Sie schon?

Dass unser neues Tipi aus Weide besteht, ist kein Zufall. Die Weide gilt als schnellwachsender Baum. In Europa gibt es ca. 300 verschiedene Weidenarten, da sich verschiedene Weidenarten untereinander kreuzen können. Diese Hybriden erzeugen ebenfalls fortpflanzungsfähige Nachkommen. Weiden vertragen mehrmals im Jahr Überschwemmungen und wurzeln schnell, weshalb sie häufig Pioniersbäume in Uferzonen sind. Die Menschen erkannten schnell den Nutzen der Weide beim Hausbau. Auch Zäune, Körbe und sogar die Schnürsenkel der armen Bevölkerung wurden aus ihr gefertigt. Im Mittelalter hatte die Weide trotz zahlreicher Nutzung zuvor einen schweren Stand. Die Menschen glaubten, dass in ihren wirren Ästen der Teufel hause. Auch sprachlich manifestierte sich dies im angelsächsischen Raum durch die Wortverwandtschaft Weide (willow), Hexe (witch) und böse (wicked). Trotz dieser Zuschreibungen erkannten die Menschen die medizinische Wirkung der Weide: In Rinde und Blättern befinden sich Wirkstoffe, welche gegen Fieber, Magen-Darm- Erkrankungen oder Kopfschmerzen helfen. In der Rinde der Silberweide kommt der Hauptwirkstoff von Aspirin vor.