Fuchsbandwurm

Bereits seit dem vorigen Jahrhundert ist Süddeutschland, vor allem die Schwäbische Alb als Verbreitungsgebiet der alveolären Echinokokkenkrankheit des Menschen bekannt:

Erst seit den fünfziger Jahren dieses Jahrhunderts ist der Lebenszyklus des kleinen Fuchsbandwurmes bekannt. Er schließt den Fuchs, aber auch Hunde und Katzen als Endwirte und kleine Nagetiere als Zwischenwirte ein. Der Mensch ist in diesem Kreislauf ein Fehl-Zwischenwirt. Der Fuchsbandwurm, im ausgewachsenen Zustand nur 3-5 mm klein, kommt vorwiegend im Darm von Fuchs, seltener auch in Hund und Katze vor. Der Bandwurm selbst ist für den Fuchs relativ harmlos.

Feldmäuse stellen bei uns den wichtigsten Zwischenwirt dar, weil sie auf der Erdoberfläche Fraßgänge im Gras anlegen und dabei abgesetzte Fuchsbandwurmeier aufnehmen. Der Fuchs wiederum lebt zu einem hohen Prozentsatz von Mäusen. Vom Bandwurm befallene Mäuse sind nicht mehr so beweglich wie gesunde und fallen dem Fuchs somit leichter zur Beute. Daraus ergibt sich ein Kreislauf der ständigen Neuinfektion.

Genauso wie der natürliche Zwischenwirt muss auch der Mensch die Eier des Fuchsbandwurmes über den Mund aufnehmen. Wie des geschieht, darüber können bisher nur Vermutungen angestellt werden.

Der Fuchs hält sich zur Nahrungssuche vorwiegend außerhalb des Waldes auf den «Fuchswiesen» auf, und setzt seinen Kot in einem relativ großen Aktionsradius ab. Mit dem Kot werden reife Eier oder ganze Würmchen abgesetzt. Daher können diese Wiesen als Hauptinfekionsort angesehen werden. Weil direkter Kontakt mit dem frischen, streng riechenden Fuchskot wohl meistens vermieden wird, muss der Kot zunächst durch Vertrocknung, Auflösung durch Regen oder sonstige mechanische Einwirkungen fein verteilt werden. Prinzipiell sind folgende Infektionsmöglichkeiten denkbar:

  • Verzehr von niedrig wachsenden Beeren sowie Fallobst. Diese könnten direkt vom Fuchs oder indirekt durch Insekten oder Schnecken verunreinigt sein. Bisher konnten noch keine Fuchsbandwurm-Eier auf Beeren oder Fallobst nachgewiesen werden.
  • Einatmen und Verschlucken aufgewirbelter Bandwürmer, z.B. beim Pflügen und Mähen und bei Fällarbeiten. Es wird bezweifelt, dass die gegenüber Wärme und Trockenheit empfindlichen Fuchsbandwurm-Eier starke Sonneneinstrahlung und somit Vertrocknung einen längeren Zeitraum überleben.
  • Kontakt mit infizierten Endwirten, in deren Fell die Eier haften. Hiervon sind Jäger und Förster beim Abhäuten von Füchsen gefährdet. Darüber hinaus müssen auch Besitzer von Hunden und Katzen, die in Buchsbandwurmgebieten regelmäßig Mäuse fangen (und fressen) damit rechnen, dass ihre Tiere Bandwurmträger und Ausscheider der infektiösen Eier sind.

Die Befallsrate der infizierten Füchse ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Einer der Hauptgründe ist die erfolgreiche Bekämpfung der Tollwut und die daraus resultierende Zunahme des Fuchsbestandes.

Ein weiterer Risikofaktor liegt in der Resistenz der Fuchsbandwurmeier gegenüber kühlen Temperaturen zwischen +10°C und -20°C. Im Winter abgesetzter, infizierter Fuchskot erfährt somit auch durch Frost keine Abtötung der Eier.

Für den Rems-Murr-Kreis wird derzeit eine Befallsrate von 30-40% vermutet.

In Baden-Württemberg wurden zwischen 1985 und 1995 330 Fälle einer Fuchsbandwurm-Infektion beim Menschen diagnostiziert. Experten sprechen von ca. 50 Neuinfektionen pro Jahr im Ländle (Zahl der Verkehrstoten in Baden-Württemberg pro Jahr: über 1200!).

Angst und Panikmache sind also fehl am Platz.

Da es in Deutschland noch keine gesetzliche Meldepflicht für Fuchsbandwurminfektionen gibt und die Inkubationszeit auf 5-10 Jahre geschätzt wird, handelt es sich bei diesen Zahlen um Schätzungen. Erwiesen ist jedoch, dass es sich bei einem Großteil der Infizierten um Landwirte handelt.

Infektionsverlauf beim Menschen

Nachdem die Larven des Fuchsbandwurmes über den Mund aufgenommen wurden, gelangen sie durch die Darmwand in die Leber. Dort entstehen durch krebsartiges Wachstum schwammartige Gebilde, welche im Laufe von 5-10 Jahren die ganze Leber durchsetzen. Infizierte Menschen entwickeln erst Jahre nach der Eiaufnahme Krankheitssymptome wie bei anderen Lebererkrankungen; es sind dies unter anderem Fettunverträglichkeit, Appetitlosigkeit, Erbrechen und Gelbsucht.

Eine vollständige Heilung kann nur bei frühzeitiger Erkennung durch Entfernen des Larvengewebes erreicht werden. Bei fortgeschrittenem Befall wird versucht, das Wachstum mit Chemotherapie zu stoppen. Die verbesserte Diagnostik und Chemotherapie, sowie Fortschritte in der chirurgischen Technik haben die Überlebensrate nach 10 Jahren auf ca. 90% erhöht.

Vorbeugung

Viel im Freien arbeitende und besonders mit Erdboden oder bodennaher Vegetation hantierende Menschen sollten vermeiden, während der Arbeit etwas zu essen oder müssen wenigstens ihre Hände zuvor gründlich reinigen. Sorgfältiges Bürsten der Hände und Fingernägel kann anhaftende Eier entfernen.

Deshalb ist gründliches Händewaschen mit biologisch abbaubarer Seife vor dem Essen bei uns im Waldkindergarten oberste Pflicht!