Berichte

30 Jahre Waldkindergarten – danke für das tolle Fest!

Am Samstag war es endlich soweit: Wir feierten das 30-jährige Bestehen unseres Waldkindergartens mit einem großen Jubiläumsfest. Alle hatten in den letzten Wochen so viel vorbereitet, Kinder, Erzieherinnen, Eltern, Vereinsvorstand… Nach dem Starkregen mit Hochwasser konnte zum Glück entschieden werden, dass das Fest trotzdem stattfinden kann, auch wenn aus Sicherheitsgründen der Wald zur Zeit noch nicht betreten werden darf und Teile daher auf das Stückle und angrenzende Wiesen umgesiedelt wurden.

Um 11 Uhr ging es los, nach einer Begrüßung durch unseren Vorstand Jens Aupperle überbrachte Bürgermeister Holger Niederberger die Jubiläumsglückwünsche der Gemeinde Berglen und freute sich, dass die Gemeinde von unserer langjährigen Erfahrung bei der baldigen Eröffnung eines naturnahen Kindergartens profitieren kann. Als Geschenk brachte er ein Kräutermärchenbuch und Sonnenblumenpäckchen mit – vielen Dank, das können wir prima gebrauchen!

„Zwergenkind, Wichtelkind, der Wald ist dein Zuhaus“ und „Auf in’ Wald, auf in’ Wald, frieren tun wir nicht. Auf in’ Wald, auf in’ Wald, rote Backen im Gesicht“, so sangen die Kinder nun und führten in mehreren Strophen durch den Tagesablauf und präsentierten dem Publikum verschiedene Gegenstände wie z.B. Vesperboxen, Rucksäcke, Stöcke, Steine.

Aufführung der Kinder

Die Initiatorin des Waldkindergartens, Waltraud Manaa, blickte dann auf das Jahr 1994 zurück und erzählte aus dieser Zeit und den Schwierigkeiten in der Gründungsphase. Wenig angetan von der Enge und Lautstärke in überfüllten Kindergärten, suchte sie nach einer Alternative für ihre Kinder. Begeistert war sie von Berichten aus Dänemark (wo Waldkindergärten schon länger üblich waren) und Flensburg (wo der erste Waldkindergarten Deutschlands 1993 eröffnet wurde). Sie stieß auf viele Widerstände – bei welcher Stelle sie auch anfragte, bekam sie zu hören, ein Kindergarten im Wald, nein sowas geht nicht. Zum Glück bekam sie Unterstützung vom Revierförster Harald Graß und dem damaligen Bürgermeister Gerhard Schnabel und so schafften sie es, dass die erste Gruppe im September 1994 starten konnte.

Besonders freut uns auch, dass drei Waldkinder aus den ersten Jahren gekommen sind und in einem kurzen Bericht mit Freude auf ihre Zeit im Wald zurückblickten. Zwei Töchter von Waltraud Manaa, berichteten, dass sie den Übergang in die Schule souverän gemeistert haben, auch wenn es nach der Schule häufig gleich wieder raus ging, und sie stehen heute fest im Leben. Ein weiteres ehemaliges Waldkind hat sich zwischenzeitlich zum Waldpapa weiterentwickelt, um die Erfahrung der Zeit im Wald auch an seine Kinder weiterzugeben.

Die Leiterin des Kindergartens und zweiter Vorstand Sandra Rehm stellte anschließend die Besonderheiten der Waldpädagogik vor und stellte insbesondere heraus, dass durch die natürliche und immer wieder wechselnde Umgebung das elementare Spiel der Kinder besonders herauskommt und die Zeit im Waldkindergarten für alle Kinder ein Geschenk darstellt.

Zum Abschluss zeigte Vorstand Jens Aupperle die heutige Situation auf. So nimmt vor allem die Menge an Gesetzen, Vorschriften und Regelungen stetig zu und stellt gerade ehrenamtlich organisierte Vereine vor immer neue Herausforderungen. Großen Dank sprach er an viele aus: Das Festkomitee, unzählige Helfer, die Gemeinde Berglen (die u.a. im Alltag bei bürokratischen Angelegenheiten wie Buchhaltung und Abrechnung unterstützt), den Bauhof, den Förster und natürlich die über das übliche Maß hinaus engagierten Erzieherinnen.

Kugelbahn

Den ganzen Nachmittag war für Groß und Klein einiges geboten. Es gab eine Tombola, deren Erlös dem dem Hochwasser zum Opfer gefallenen Jugendtreff Wurzel 9 in Oppelsbohm gespendet wird und einen Verkaufsstand mit Selbstgemachtem wie Kräutersalz, Knetmasse, gefilzten Zauberstäben, Dinosauriereiern…

Auf dem Stückle konnten die Besucher entlang einer 30 Meter langen Kugelbahn in die 30-jährige Geschichte des Waldkindergartens eintauchen. Diese hatten die Kinder gemeinsam, in aufwändiger Arbeit über Wochen hinweg auf dem Stückle selbst gebaut und für jedes Jahr und jeden Meter andere Materialien der Natur verwendet.

Viele Fotos, alte Zeitungsartikel und Basteleien aus 30 Jahren Waldkindergarten gab es in der Ausstellung im Tipi zu bewundern.

Ebenfalls auf dem Stückle gab es vier Stationen zum Entdecken und Mitmachen zu den Themen „Weidenwerkstatt“, „Bunt durch das Jahr“, „Alles ist rund“ und „Lehm, Erde, Ton“.

Ausstellung im Tipi

Ein Geschicklichkeitswettbewerb der besonderen Art waren noch die Holzspiele von „BeMoKaze“. Wer schafft es, die Holzscheiben möglichst in das Feld mit der höchsten Punktzahl zu schießen? Und warum prallen die Holzscheiben manchmal so fies wieder ab und die ganze Mühe war umsonst? Das stellte Kinder wie Erwachsene vor Herausforderungen und sorgte für viel Freude und Ambitionen beim Ausprobieren.

Natürlich war auch für das leibliche Wohl mit Maultaschen-Burgern, Würstchen und Muffins in zahlreichen Variationen gesorgt.

Wussten Sie schon?

Unser Waldkindergarten Berglen war der zweite seiner Art in ganz Deutschland und der erste in Süddeutschland. Heute gibt es bundesweit ca. 2000 Stück, die im Bundesverband der Natur- und Waldkindergärten Mitglied sind.