Berichte

Ein Fest für alle Sinne

Vergangenen Samstag fand nun das lang ersehnte und fleißig vorbereitete Jubiläumsfest unseres Waldkindergartens statt.

Zunächst bei schönstem Sonnenschein baute das Aufbauteam ein fantastisches Festgelände auf, das keine Wünsche offenließ. Der Verkaufsstand war reich bestückt mit den verschiedensten, selbsthergestellten Produkten, die Biergarnituren waren wunderschön mit selbstgebastelten Vasen geschmückt, es waren Zelte und Pavillons aufgestellt und sogar eine Bühne mit Rednerpult war errichtet worden.

Unser Festgelände
Unser Festgelände

Mit Liebe zum Detail und fantasievoll verzierte Cupcakes, Muffins, Törtchen und Teilchen für das Kuchenbuffet wurden nach und nach von den Eltern angeliefert und dann konnte das Fest beginnen. Zu allererst waren die Wichtigsten an der Reihe: die Waldkindergartenkinder.
Mit einem wunderschönen Lied passend zum Thema „Sinne“ eröffneten sie den Nachmittag und luden uns alle musikalisch ein, mit ihnen in den Wald zu kommen. Es sah wirklich zauberhaft aus, wie unsere Zwerge und Wichtel in ihren einheitlichen, grünen Waldkindergarten-T-Shirts gemeinsam mit ihren Erzieherinnen die Bühne füllten und ihren Auftritt mit so viel Engagement und Begeisterung absolvierten.

Auftritt Waldkinder
Auftritt Waldkinder

Dann begrüßte Mark Heutig im Namen des Vorstands die Gäste und erklärte einige Punkte zum Ablauf des Festes. Er reichte das Mikrophon anschließend an unseren Bürgermeister weiter. Herr Friedrich erzählte zuerst einmal eine bewegende Geschichte mit dem Kerninhalt, wie wichtig die Zeit mit den Mitmenschen und Kindern ist. Er betonte auch, wie sehr es ihn und die Gemeindeverwaltung freue, dass der Waldkindergarten in Berglen seit nun schon 25 Jahren besteht und nach wie vor so regen Zulauf hat. Es sei keine Konkurrenz zu den Gemeindekindergärten sondern eine sinnvolle Ergänzung des Betreuungsangebots und die Gemeinde unterstütze unseren Kindergarten gerne weiterhin mit Rat und Tat. Mit dem Hinweis darauf, dass unser Verein, und somit die Kindergartenverwaltung, komplett durch ehrenamtliche Vorstandsmitglieder getragen wird, überreichte er unserem Vorstand einen sehr üppig gefüllten Präsentkorb mit regionalen Produkten. Herr Heutig bedankte sich mit dem Hinweis, dass dieser bei der nächsten (in den privaten Haushalten der Mitglieder stattfindenden) Vorstandssitzung sicherlich mit großem Genuss verzehrt werde. Die frischen Obst- und Gemüsepräsente durften gleich Anfang der Woche von unseren Kindergartenkindern verspeist werden.

Und dann wurde es emotional. Die Initiatorin unseres Waldkindergartens, Waltraud Manaa und der Revierförster und Gründungsmitglied Harald Graß, sowie die ersten Waldkinder und auch Eltern ließen sich zu einem Interview auf die Bühne bitten.

Die Gründungsmitglieder
Die Gründungsmitglieder

Es war wirklich spannend zu hören, mit welchen Widerständen die Gründer zu kämpfen hatten und welch eine großartige Bewegung sie mit dem zweiten Waldkindergarten Deutschlands auslösten. Anfangs bekam Frau Manaa an jeder Stelle, an der sie angefragt hatte, gesagt, sowas geht nicht und wurde für ihre Idee ausgelacht. Herr Graß war bereits damals Revierförster in Berglen und gemeinsam mit dem damaligen Bürgermeister Herrn Schnabel stellte er Frau Manaa den Kottweiler Wald zur Verfügung und packte tatkräftig mit an. So startete der Kindergarten mit 14 Kindern und begann, immer mehr Aufmerksamkeit und Neugier zu erregen. Herr Graß erzählte, dass in der Anfangszeit fast wöchentlich verschiedene Minister, Landräte, Bürgermeister, einmal sogar eine Abordnung aus Taiwan, zu den Kindern zu Besuch in den Wald kamen, um zu sehen, wie so ein Waldkindergarten funktioniert. Inzwischen gibt es allein in Baden-Württemberg über 400 Waldkindergärten.
Am Ende des Interviews überreichten die beiden Gründer dem Kindergarten ein Ginko-Bäumchen mit dem Hinweis, dass dieser Baum langsam wachse und uralt werde. Genau das wünschen sie unserem Waldkindergarten. Was für ein wundervolles Symbol! Herzlichen Dank allen Beteiligten, die unseren Kindergarten erschaffen und weitergeführt haben und auch an die, die dies heute tun!

Inzwischen war es leider etwas windig geworden und es regnete, aber erprobte Waldfamilien lassen sich dadurch nicht die Laune verderben. Unsere Kindergartenleitung, Eli Kischel, lud die Gäste nach einer kleinen Stärkung durch Kaffee und Kuchen zu einem „Sinnesparcours“ in den schützenden Wald ein. Dies wurde von allen Anwesenden freudig angenommen und ein jeder lief staunend und mit einem seligen Lächeln auf dem Gesicht von Station zu Station. Es ist wirklich unglaublich, was unser Waldteam sich alles hat einfallen lassen und mit welcher Hingabe und Mühe sie die verschiedenen Stationen errichtet haben. Es gab eine Menge zu sehen, verschiedene Höhlen zum blind fühlen, einen Barfuß Pfad, eine Ruhezone um mal ungestört in Hängematten zu ruhen, verschiedene Klangspiele um die verschiedenen Geräusche zu hören, Geschicklichkeitsstationen für den Gleichgewichtssinn, Stationen, um etwas zu riechen und auch einen tollen Stand, an dem man unter anderem selbstgemachte Waldmeisterlimo schmecken konnte, die alle künstlichen Waldmeisterprodukte in den Schatten stellte. Und wunderbarerweise blieb der große Regen aus und bis die meisten Besucher den Parcours unter dem schützenden Blätterdach absolviert hatten, war es wieder trocken und windstill.

Es gab auch verschiedene Workshops: Seifen mit Kräutern herstellen, ein Schmuckdöschen filzen, Lehmfiguren formen, ein Murmelspiel mit Nägeln hämmern und man durfte sich anseilen lassen und auf die riesige alte Buche „Dicke Berta“ schweben, um oben eine Glocke zu läuten.

Überall hörte man fröhliches Lachen, oft auch Wiedersehensfreude, weil sich Menschen bei diesem Anlass nach langer Zeit in ihrem Wald wiedersahen. Man merkte, wie alle, ob aktuell im Wald oder schon „rausgewachsen“, an diesem Kindergarten hängen und mit wie viel Leidenschaft und Herzblut sie hierfür bereit sind etwas zu leisten. Jeder trägt das bei, was er kann und mag, und gemeinsam entsteht so etwas ganz Wunderbares für die Kinder, aber auch für alle anderen Familienmitglieder.

Nachdem man sich an Leberkäsweckela aus dem Lehmofen oder Broten mit Wildkräuteraufstrichen satt gegessen hatte oder sich ein Stockbrot oder ein Würstle am Lagerfeuer gegrillt hatte, neigte sich das Fest dem Ende zu.

Wer Lust hat, ein paar Impressionen von den Vorbereitungen und dem Fest anzuschauen, ist herzlich eingeladen, unsere Homepage www.waldkindergarten-berglen.de zu besuchen. Dort stellen wir regelmäßig Bilder aus unserem Kindergartenalltag ein.

Wussten Sie schon
Zu den Auswirkungen, Vorteilen und Chancen der Waldkindergarten-Pädagogik gibt es eine Reihe wissenschaftlicher Arbeiten (z. B. Grahn u. a. 1997; Gorges 1999, 2002; Häfner 2002; Huppertz 2004).
Der tägliche Aufenthalt in der freien Natur unterstützt eine positive Entwicklung der kindlichen Motorik und Wahrnehmung in den Bereichen Grob- und Feinmotorik, Koordination, taktiler Wahrnehmung und Tiefensensibilität. Kinder, die einen Waldkindergarten besucht haben, sind auf schulische Anforderung nicht weniger gut vorbereitet als Kinder, welche einen Regelkindergarten besucht haben – sie werden sogar in der Mehrzahl der Bereiche etwas besser benotet (Häfner 2002; Gorges, 1999, 2002). Kinder im Waldkindergarten sind gesundheitlich stabiler, haben weniger Unfälle und fallen sicherer. Da die meisten Waldkindergärten konzeptionell kein konventionelles Spielzeug mit „vorgeschriebener“ Bedeutung nutzen und die Kinder mit Naturgegenständen spielen, wirkt sich die Waldpädagogik auch auf die Sprachentwicklung unterstützend aus, weil sich die Kinder über Bedeutung von Gegenständen und das Spielgeschehen häufiger verbal austauschen (Warmbold 2002). Im Waldkindergarten sind Kinder und Pädagogen generell weniger lärmbelastet als in geschlossenen Räumen. Traditionelle Kindergärten weisen eine höhere Lärmbelastung und daher auch einen erhöhten Stress bei Kindern und Erziehern auf. Festgestellt wurden auch positive Auswirkungen auf das Immunsystem von Kindern und Erziehern durch den stundenlangen Aufenthalt im Freien (Warmbold 2002).