Nach einigen Schulungen zu diesem Projekt, welches der Landesverband Waldkindergärten BW initiiert hat, brennt unser Waldteam für dieses wichtige Thema. So werden nach und nach die (wirklich wenigen) Dinge, die der Kindergarten in seiner Ausstattung noch in Plastik hat, durch kreative andere Dinge ersetzt und der Waldkindergarten Berglen wird sich als Plastikfreier Waldkindergarten zertifizieren lassen. Die Kinder bekommen in ihrem Kindergartenalltag sehr viel über dieses Thema mit, nun wollten die Erzieherinnen auch die Eltern ein bisschen mit anstecken und inspirieren. Und so luden sie uns Eltern zu einem Elternabend der ganz anderen Art ein. Das Waldteam gestaltete einen Aktionsweg, der an vier Plätzen in der ganz eigenen, detailverliebten Waldkindergartenart Lust machte, in das Thema „Plastikfrei“ einzutauchen. Die Eltern wurden auf vier Abende mit verschiedenen Startzeiten eingeteilt, um diesen Aktionsweg zu begehen.
Zuerst einmal durfte man durch das Ablegen eines Waldgegenstands in einen gekennzeichneten Bereich eine Rückmeldung geben, ob man in Bezug auf dieses Thema „skeptisch“, „neugierig“ oder sogar „schon auf dem Weg“ ist. Auf dem Weg zur nächsten Station hatte man die Aufgabe, sich fünf Dinge aus Plastik zu überlegen, auf die man spontan verzichten könnte.
Die zweite Station war eine große Informationssammlung über all die Auswirkungen, die Plastik auf uns und unsere Umwelt hat. Angefangen bei den beängstigend großen Müllstrudeln in den Ozeanen mit der Prognose, dass in 30 Jahren wohl mehr Müll als Fische im Meer schwimmen wird. Plastik wird erst seit etwa 70 Jahren in Massenproduktion hergestellt und hat in dieser verhältnismäßig kurzen Zeit bereits so viel Müll hinterlassen, der sich nicht auflöst. Hierin besteht nämlich das nächste Problem. Plastik verrottet nicht, sondern zerfällt nach und nach in kleinste Teile. Dieses Mikroplastik geht ins Wasser und in den Boden über und wird dann von Mensch und Tier über Nahrung, Trinkwasser und Haut aufgenommen. Selbst in Pflanzen ist bereits Mikroplastik zu finden.
Diese sehr plastisch dargestellten Informationen machten einen schon etwas betroffen. Umso mehr begeisterte dann die dritte Station. Hier waren viele alltägliche Beispiele aufgezeigt, wie man einen Artikel aus Plastik ganz kreativ und oft sehr simpel ersetzen kann. Es hat so motiviert und Lust gemacht, einmal das eigene Kaufverhalten und den eigenen Alltag zu hinterfragen, wo man etwas in eine plastikfreiere Richtung ändern könnte. Und der Fantasie sind da wirklich kaum Grenzen gesetzt. Einige unserer Erzieherinnen leben privat schon sehr plastikfrei und haben da wirklich tolle Tipps und Tricks parat. Ebenso sollen, wenn dies wieder möglich ist, Elternworkshops zum Beispiel zum Thema Filzen oder Nähen angeboten werden, um zum Beispiel die Isomatten durch gewalkte Filzsitzkissen auszutauschen.
Inspiriert und voller Tatendrang endete der Weg dann an der letzten Station, an der die Erzieherinnen zum Gespräch bereitstanden. Man konnte Fragen stellen, Feedback geben und auch beruhigt werden, dass es keinen Zwang geben soll. Keiner wird verurteilt, weil das Kind eine Regenhose aus Plastik und nicht eine Lederhose trägt. Der Kindergarten selbst wird seine Ausstattung sehr konsequent umsetzen, um dieses Zertifikat zu erlangen. Die Eltern sollten durch diese Aktion einfach mit einbezogen werden, die Informationen aus den Fortbildungen auch erhalten und im besten Fall motiviert werden, auch privat das eine oder andere zu verändern oder beim Einkauf künftig in dieser Hinsicht etwas achtsamer zu sein. Danke liebes Waldteam, es war ein toller Abend!!!
Vergangene Woche konnten alle Kinder wieder in den Kindergarten zurückkehren. Dieser Freude konnte auch das Regenwetter keinen Abbruch tun. Im Gegenteil, dadurch, dass die gewohnten Plätze durch den Aktionsweg besetzt waren, entdeckten sie spannende neue Wege. Ein Dreijähriger berichtete von einer Pfütze, die so groß war wie ein Meer. Sie hatten sogar Brücken darüber gebaut und Boote schwimmen lassen.
Die Füchse haben inzwischen auch begonnen, ihre Schultüten zu weben. Hochkonzentriert sind alle bei der Sache.
Das Highlight der Woche war aber ganz sicher das Theaterstück, das die Füchse den jüngeren Kindergartenkindern vorgespielt hatten. Es konnte nun endlich vorgeführt werden und war ein voller Erfolg. Das habt ihr super gemacht ihr Großen!!!
Wussten Sie schon
Eine neue Studie von US-Forschern zeigt, dass seit 1950 weltweit etwa 8.300 Millionen Tonnen Plastik produziert wurden. Der Wert entspricht dem Gewicht von etwa 1,4 Milliarden afrikanischen Elefanten. Etwa die Hälfte davon wurde in den vergangenen 13 Jahren produziert. 6.300 Millionen Tonnen Plastik sind inzwischen nicht mehr in Benutzung — und damit Müll.