Berichte

Wir forschen mit Erdfarben

Noch immer dreht sich im Waldkindergarten alles um das Thema Farben. So schön der Wald im Moment noch sein buntes Herbstkleid präsentiert, richteten unsere Wichtel nun ihren Blick nach unten auf die Erde, denn auch dort gibt es viel zu entdecken: Im Morgenkreis erhielten die Kinder kleine Holzrahmen. Die Aufgabe lautete für die Kinder „Suche dir eine Stelle mit freier Erde und lege deinen Rahmen darauf. Betrachte ganz genau, was du sehen kannst.“ Durch den Rahmen so in den Fokus gerückt, wurden die unterschiedlichen Erdbilder betrachtet, beschrieben und verglichen.

Daraufhin ging es gerüstet mit Gläsern und Schaufeln hinein in den Wald, um bewusst unterschiedliche Erdtöne zu sammeln. An einer geheimen Stelle gibt es tatsächlich hellgrauen bis weißen Lehm. Welch Entdeckung! Für die Kinder war es ein Fest diesen Lehm haptisch zu erspüren, herauszupulen und zu kneten. Weiter erfuhren die Kinder durch ihre Suche, dass der Waldboden nicht einfach nur braun ist, sondern von dem genannten hellgrau, über ockergelb, rotbraun bis nahezu schwarz changiert und keineswegs langweilig ist.

Die gesammelten Erden riefen zu weiterem Tun und die Kinder wollten sogleich ausprobieren, wie man mit diesen wohl malen könnte. Mit etwas Wasser angerührt wurden nun erste Versuche durchgeführt.

Erste Versuche

Doch schnell erkannten unsere klugen Forscher, dass sich der Lehm im Wasser nicht gut löst. Was könnte die Lösung für dieses Problem darstellen? Im Gespräch fanden die Kinder eine Antwort: Der Lehm sollte zunächst getrocknet, dann gemahlen und gesiebt werden. Gesagt, getan: Nach einigen Tagen Trocknung durften die Kinder den nun festen und harten Lehm mit großen Steinen zermahlen und zerdrücken.  Das ist harte Arbeit und ganz schön anstrengend. Doch die Kinder erfahren sofort eine Wirkung ihres Tuns und sind deshalb motiviert bei der Sache.

Erde mahlen kostet Kraft und Anstrengung

Nun folgt der Schritt des Siebens und so erhalten unsere Wichtel feine Farbpigmente. Wir sind schon sehr gespannt, wie diese Pigmente in der nächsten Woche weiterverarbeitet werden.

Sieben der Erde zu feinen Pigmenten

Wussten Sie schon?

Als Erdfarben bezeichnen wir Farben, die auf Basis natürlicher Pigmente hergestellt werden. Die Farben werden so behandelt, dass sie aufgelöst und dann wieder gebunden werden können. Diese Form der Farbherstellung nutzt der Mensch bereits seit frühester Geschichte. Schon vor 35.000 Jahren wurden Erdfarben für Höhlenmalereien verwendet. Später, als der Mensch sesshaft wurde, strich er damit seine Behausungen an. Im alten Ägypten wurde aus Erdfarben Schminke hergestellt. In der Renaissance erfuhr Rötel eine große Beliebtheit. Die bekanntesten Fresken der Welt wurden mit Erdfarben gemalt. Die Pigmente werden auch noch heute oft nach ihrer Herkunft benannt, wie finnisches Rot, Burnt Sienna oder Schwedenrot. In England wurde die rote Erdfarbe (Englischrot) zum Wahrzeichen des Landadels. Jeder Gutsbesitzer schmückte sein Wappen und die Häuser seiner Arbeiter mit seinem spezifischen Rotton. Die Rotfärbung der Erdpigmente geschieht durch Oxidation an der Luft oder durch Brennen. Der Rio Tinto („Roter Fluss“) in Andalusien erhält seine prägnante Färbung durch die Schwermetalle, die dort vorkommen und oxidieren.