Unsere Waldkinder haben nun erfahren, dass auch ihr Faschingsfest zum Buch „Die Wurzelkinder“, welches sie seit einiger Zeit durch den Wald begleitet, gefeiert werden wird und auch ihre Kostüme passend zum Buch gestaltet werden. Die Kinder durften auswählen, ob sie ein weißes Schneeglöckchen, eine blaue Glockenblume, eine gelbe Osterglocke oder gar ein Käfer werden möchten. Gemeinsam wurde überlegt, welche Käfer es denn überhaupt gibt. Neben dem bekannten Marienkäfer war auch der kräftige und starke Hirschkäfer für die Kinder interessant. Besonders für Kinder, die gerade Kräfte messen und groß sein wollen, ist dieser imposante Käfer eine schöne Identifikationsfigur. Aber auch ein Mistkäfer und ein Feuerkäfer werden an Fasching durch den Wald ziehen.
Bei uns im Waldkindergarten werden die Kostüme traditionell selbst gestaltet. Hierfür bringen die Eltern vorab einen umnähten Jutesack mit. Dieser wird über der Matschkleidung getragen und jedes Jahr anders gestaltet. So trägt auch das Faschingskostüm zum Thema Nachhaltigkeit bei, denn die Säcke können jedes Jahr wiederverwendet werden. Denn Jutesäcke sind im Wollwaschgang sogar waschbar, sie schrumpfen lediglich ein wenig. Außer dem Sack tragen die Accessoires dazu bei, dass ein richtiges Kostüm entsteht. Hierfür sind die Kinder selbst am Werk. So begannen die Blumenkinder diese Woche damit, ihre Hüte zu nähen. Dies ist besonders für die kleineren Kinder eine Herausforderung, der sie sich aber mit Unterstützung gerne stellen, entstehen doch richtige Kunstwerke. Ein Foto zeigen wir an dieser Stelle noch nicht, doch so viel sei verraten, die Kostüme werden ganz bezaubernd.
Die Käferkinder bekommen – eben wie die Vorbilder aus der Natur – Flügel. Diese werden später am Sack befestigt, doch so weit ist es noch nicht. Weiße Leintücher wurden in Flügelform geschnitten und über dem Feuer mit Pflanzenfarben gekocht. Rote Beete verleihen den Flügeln des Marienkäfers den typischen Farbton, Heidelbeeren sorgten für ein kräftiges Violett für die weiteren Käfertypen. Dieses gestalten die Kinder mit Kohlestiften in den nächsten Tagen noch aus.
In die Wurzellandschaft von letzter Woche zogen noch kleine Wurzelkinder aus Stöcken und Märchenwolle ein, welche den Kindern nun im Freispiel zur Verfügung stehen. Besonders unsere Füchse spielen nun ausdauernd unterschiedliche Szenen an den Wurzeln.
Wussten Sie schon?
Jute ist wieder modern – und das nicht ohne Grund. Jute ist ein Produkt einer indischen Strauchpflanze und daher nachhaltig, da sie nachwächst, aber auch wieder verrottet. Die Fasern der Jute sind sehr reißfest und belastbar, dennoch kann durch die feinen Öffnungen Luft durchdringen. Besonders bei Produkten, die atmen sollten, ist das ein entscheidender Vorteil. Viele von uns verbinden Kindheitserinnerungen mit der beliebten Naturtasche, denn der Nikolaus bringt auch heute noch den Kindern seine Gaben im Jutesack. Die rauen Fasern der Jute sind aber auch im Garten ein wirksamer Schutz gegen Schnecken. Aufgrund ihrer engen, aber luftdurchlässigen Faserstruktur sind die Säcke genau der kuschlige Ersatz, den ein verstoßenes Känguru Baby braucht. Auch im Katastrophenfall finden die braunen Säcke Verwendung: Durch die Widerstandsfähigkeit des Materials, eigenen sie sich zum Befüllen mit Sand. In gefährdeten Gebieten sorgen die Wundersäcke dafür, dass Erde nicht verweht werden kann, Dazu wird unterhalb der Fasern Humos Erde abgelegt. Diese Fasern helfen dabei Wasser zu speichern und die Sonne kann den Boden nun nicht mehr so stark ausdürren, Pflanzentriebe schaffen es trotzdem an die Oberfläche. Auf diese Weise schafft es diese vielseitige Wunderfaser ein weiteres Mal, die Welt ein ganz kleines Stück besser zu machen.